100 Jahre Sturmflutwarnung: BSH warnt heute über Apps

Deutschlands Nordseeküste ist etwa 1.300 Kilometer lang. Sturmfluten stellen seit jeher für die relativ flache Küste und deren Bewohner eine besondere Gefahr dar, denn bereits geringe Erhöhungen des Wasserstandes können zur Überflutung großer Landflächen führen. Mit der rechtzeitigen Warnung vor Sturmfluten und einem leistungsfähigen Küstenschutz werden die Schäden durch Überflutungen reduziert und Menschenleben und Sachwerte besser geschützt.
Seit 1840 werden die Wasserstände der Nordsee regelmäßig erfasst. Die Einführung automatischer Pegelschreiber 1880 ermöglichte kontinuierliche Aufzeichnungen. Genug Pegel, um langfristige Veränderungen des Wasserstandes entlang der deutschen Nordseeküste zu erfassen und deren Folgen analysieren zu können, gibt es seit Anfang des 20. Jahrhunderts.
1924 nahm der regelmäßige „Windstau- und Sturmflutwarndienst der Deutschen Seewarte“ seinen Betrieb auf. Heute veröffentlicht der Wasserstandsvorhersagedienst des BSH in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) etwa alle sechs Stunden das zu erwartende Hoch- beziehungsweise Niedrigwasser für 16 Pegel entlang der deutschen Nordseeküste und warnt vor drohenden Sturmfluten.

Mit den Wasserstandsdaten, die die Pegel erheben, ermitteln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Durchschnittswerte und Eckdaten der Wasserstände. Für die Wasserstandsvorhersagen werden sie mit aktuellen meteorologischen Daten zusammengeführt. Um Vorhersagen genauestmöglich zu treffen, nutzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des BSH neben den gemessenen Wasserständen und meteorologischen Daten Windprognosen sowie empirische Daten der Vergangenheit, hydrodynamisch-numerische und statistische Modelle der Nordsee und Gezeitenvorausberechnungen. Aus diesen Parametern wird die Wasserstandsvorhersage erstellt.

Insbesondere bei Sturmflutlagen liefern die genannten Verfahren voneinander abweichende Prognosewerte. Für die endgültige Bewertung werden die Modelle und Verfahren daher mit Erfahrungswerten und der fachlichen Expertise der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kombiniert. Diese fachliche Einschätzung spielt für die Herausgabe einer Sturmflutwarnung und die Einordnung ihrer Schwere eine wesentliche Rolle, da Wetterphänomene sich kurzfristig ändern können. Insbesondere das Verhalten der Meere unter dem Einfluss von Unwetter ist nur unter großen Schwierigkeiten abzuschätzen.
Für die Bewertung der Schwere einer Sturmflut an der deutschen Nordseeküste, in Emden, Bremen und Hamburg haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler drei Klassen festgelegt: Eine Sturmflut ist ein Hochwasser, dass zwischen 1,5 bis 2,5 m über dem mittleren Hochwasser (MHW) eintritt. Eine schwere Sturmflut erreicht Scheitelwerte zwischen 2,5 bis 3,5 m über MHW. Eine sehr schwere Sturmflut erreicht mehr als 3,5 m über MHW.
Flut, starker Wind über einen längeren Zeitraum aus einer bestimmten Richtung, die räumliche Änderung des Luftdrucks in einem Tiefdruckgebiet, die zu dem Aufbau eines Wasserbergs führt, sowie starker Seegang begünstigen das Entstehen von Sturmfluten. Das gilt vor allem bei Sturmwetterlagen, die die Wassermassen in einem weiten Winkel auf Küstenlinien zutreiben. Besonders anfällig sind Trichtermündungen, die sich im Inneren einer Bucht befinden. Dies gilt für Ems, Weser und im besonderen Maße für die Elbe. Konkret bedeutet dies: Winde aus Nordwest drücken das Wasser an die Küste sowie in die Flussmündungen von Ems, Weser und Elbe und führen zu erhöhten Wasserständen. Während der zweimal täglich auflaufenden Flut können diese zu Sturmfluten führen.
Im Mittel gibt es etwa fünf Sturmfluten pro Jahr. Im Winterhalbjahr kommen deutlich erhöhte Wasserstände häufiger vor als im Sommerhalbjahr. In manchen Jahren treten deutlich mehr, in anderen deutlich weniger oder keine Sturmfluten auf. Die Häufigkeit von Sturmfluten variiert auch entlang der Nordseeküste.

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Den vollständigen Artikel finden Sie unter bsh.de


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