Angler schaffen Jobs

Meeresangler sind nicht nur zahlenmäßig eine der größten Nutzergruppen unserer Meere, sie schaffen durch ihr Hobby auch jede Menge Arbeitsplätze in Europa. Das hat ein internationales Team von 56 Wissenschaftlern unter der Leitung des Thünen-Instituts für Ostseefischerei in Rostock und des britischen „Centre for Environment, Fisheries and Aquaculture Science“ (CEFAS) herausgefunden. In Europa besuchen rund 8,7 Millionen Angler regelmäßig in ihrer Freizeit die Küste, um ihrem Hobby nachzugehen. Das entspricht 1,6 Prozent der europäischen Bevölkerung. Fast 78 Millionen Personentage fischen die Petrijünger dabei pro Jahr und geben jährlich 5,9 Milliarden Euro dafür aus. Diese Zahlen wurden gerade im internationalen Fachblatt Fish & Fisheries veröffentlicht.

In einer weiteren Studie für das Europäische Parlament hat ein Forschungsverbund, bestehend aus dem Thünen-Institut für Ostseefischerei, CEFAS und dem spanischen Forschungsinstitut „AZTI-tecnalia“, die ökonomische Bedeutung der europäischen Freizeitfischerei im Meer ermittelt. Der wirtschaftliche Gesamtnutzen beläuft sich demnach auf 10,5 Milliarden Euro jährlich und unterstützt fast 100.000 Arbeitsplätze in Europa.

Grundlage für dieses Zahlenwerk waren nationale Erhebungen zur Zahl der Angler und deren Angelaufwand sowie Ausgaben für das Meeresangeln aus 27 europäischen Ländern. Für Länder, zu denen keine Daten vorlagen, wurden die Daten anhand von vergleichbaren Ländern und deren Beteiligungsraten aufgrund der Bevölkerungsgrößen hochgerechnet. Im weltweiten Vergleich besteht für die europäische Meeresangelei aber noch Aufholbedarf: Zwar gibt es in Afrika, Asien und Südamerika weniger Meeresangler als in Europa, in den USA ist ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung aber doppelt so hoch wie in Europa (3,26 %), und in Australien und Neuseeland nochmal erheblich größer (17,7 %).

Neben der ökonomischen und sozialen Bedeutung stellten die Wissenschaftler fest, dass die Fänge der Freizeitangler für manche Fischbestände bedeutend sein können. In Europa ist dies beispielsweise für Wolfsbarsch in der Nordsee der Fall oder für Dorsch in der westlichen Ostsee. In beiden Fällen sind die Meeresangler für rund 27 Prozent der Gesamtentnahme verantwortlich und werden deshalb in der wissenschaftlichen Bestandsberechnung berücksichtigt. Allerdings ist dies in Europa bisher eher die Ausnahme als die Regel. Für viele weitere Fischbestände liegen diese Daten nur unvollständig vor oder wurden nur einmalig erhoben, da die Erhebung von Anglerdaten in vielen Ländern nur eine geringe Priorität hat. Da die Fänge der Meeresangler von Jahr zu Jahr stark schwanken können, ist allerdings eine kontinuierliche Datenerhebung sinnvoll.

Die Forscher empfehlen, die bestehenden Datenlücken zu schließen, um unser Verständnis über die marine Freizeitfischerei in Europa zu verbessern. Aufgrund der großen ökonomischen Bedeutung, gerade in strukturschwachen Küstenregionen, raten die Forscher, die marine Freizeitfischerei innerhalb der Gemeinsamen Europäischen Fischereipolitik grundsätzlich zu berücksichtigen und stärker zu fördern. Ein erster Schritt dahin ist die Anerkennung der marinen Freizeitfischerei als wichtigen Wirtschaftssektor.

Zur Pressmitteilung auf thuenen.de

Original Artikel published in Fish and Fisheries 2016 found at onlinelibrary.wiley.com


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