WOR 5 widmet sich den Küsten weltweit
Seit Menschengedenken gehört der Lebensraum an der Küste zu den wertvollsten Gebieten auf der Erde: Ein Großteil der Fischerei findet in den Küstengewässern statt. Windenergie sowie Erdgas- und Erdölproduktion profitieren von küstennaher Infrastruktur, und auch Sand als Ressource für die Bauwirtschaft wird an der Küste gewonnen. Ohne Häfen wäre globaler Handel undenkbar, und nicht zuletzt gehören die Küsten weltweit zu den beliebtesten Erholungs- und Tourismusgebieten. Bis heute ist ihre Attraktivität für den Menschen ungebrochen – in ökonomischer wie kultureller Hinsicht.
»Die Küste – ein wertvoller Lebensraum unter Druck« ist das Thema des fünften Bandes der Publikation »World Ocean Review« (WOR). Herausgegeben von der gemeinnützigen maribus gGmbH mit Unterstützung der Zeitschrift mare, des International Ocean Institute (IOI) sowie von Küstenforscherinnen und -forschern aus dem Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM) und dem Kieler Exzellenzcluster »Ozean der Zukunft« widmet sich die neue Ausgabe der meereswissenschaftlichen Publikation diesem besonderen Teil der Erde mit profunden Informationen zu Entstehung und Nutzung von Küsten sowie zukünftigen Szenarien für einen verantwortungsbewussten Umgang mit ihnen.
Der heute noch boomende Lebensraum birgt Fluch und Segen zugleich«, sagt Nikolaus Gelpke, Herausgeber des »World Ocean Review«, Gründer der Zeitschrift mare und Vorstand des International Ocean Institute (IOI). »Ich bin überzeugt, dass wir mit dieser Ausgabe einen Beitrag zu einem Thema von wachsender Bedeutung leisten werden, den Küsten unserer Erde.« Die Bevölkerung an den Küsten wächst weltweit überproportional. 13 der 20 Megastädte mit mehr als 10 Millionen Menschen liegen in unmittelbarer Nähe der Küste. Nach Schätzung der Vereinten Nationen leben heute bereits rund 2,8 Milliarden Menschen in einem Abstand von maximal 100 Kilometern zur Küste – allein die Hälfte davon in Gebieten, die nur bis zu zehn Metern über dem Meeresspiegel liegen.
Der Lebensraum Küste boomt, doch Nutzen und Schutz geraten in vielen Regionen aus dem Gleichgewicht. So ähneln etwa Gebiete, in denen Sand abgebaut wird, unwirtlichen Mondlandschaften. Chemikalien, Pestizide, Plastikpartikel oder Dünger erreichen ungefiltert den Ozean. Die natürliche Schutzfunktion von Küsten wird durch Infrastruktur aus Beton aufgehoben, und der Klimawandel lässt den Meeresspiegel in naher Zukunft so weit steigen, dass ganze Landstriche nur mit umfassenden Schutzmaßnahmen erhalten werden können.
Schutz und Nutzung bedürfen einer neuen Ausrichtung wie sie in den Nachhaltigkeitszielen der Agenda 2030 insbesondere im Ozean-Ziel gefordert wird. Hoffnung macht das zunehmende Interesse am Ozean und an den Küsten in politischen Dialogen und die damit verbundenen Schutzforderungen«, sagt Prof. Martin Visbeck, Sprecher des Kieler Exzellenzclusters »Ozean der Zukunft« und Leiter der Forschungseinheit Physikalische Ozeanographie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.
Doch wie sind Küsten überhaupt entstanden? Wie unterscheiden sich die Küsten weltweit? Wie erhalten wir ihre natürlichen Funktionen und wie erreichen wir eine nachhaltige Nutzung – nicht nur in den Industrie-nationen? Welche Strategien greifen, um dem drohenden Meeresspiegelanstieg zu begegnen? Und welche politischen und rechtlichen Möglichkeiten lassen sich durchsetzen, um international handlungsfähig zu sein? Die fünfte Ausgabe des »World Ocean Review« beleuchtet die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der weltweiten Küsten, ihre Leistung für Natur und Menschen sowie den Einfluss des Klimawandels auf die Küsten. Der »WOR 5« spannt den Bogen vom Kampf gegen Naturgefahren und Meeresspiegelanstieg bis hin zu Küstenschutz und Konzepten für eine schonendere Nutzung.
Die Erforschung der Küstenmeere hat eine lange Tradition in Deutschland, und ein breites Spektrum unterschiedlichster Wissenschaftszweige erforscht heute die Küstenmeere weltweit. »Die vorliegende Ausgabe des »World Ocean Review« gibt das aktuelle Wissen zu verschiedenen Facetten des Themas Küste in kompakter Form wider«, sagt Prof. Ulrich Bathmann, Vorsitzender des Konsortiums Deutsche Meeresforschung (KDM). »Die mitwirkenden Expertinnen und Experten bündeln ihren Informationsschatz, um Herausforderungen zukünftiger Veränderungen in Küstenmeeren begegnen zu können.«
Der »World Ocean Review 5« wurde am 16. November 2017 in der Landesvertretung Schleswig-Holstein in Berlin vorgestellt. Er wird herausgegeben von der gemeinnützigen Organisation maribus gGmbH mit Unterstützung der Zeitschrift mare, des International Ocean Institute (IOI), des Exzellenzclusters »Ozean der Zukunft« und des Konsortiums Deutsche Meeresforschung. Er ist zu beziehen über www.worldoceanreview.com.
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