EU-Seminar über den Zustand der Fischbestände

Generaldirektorin Lowri Evans fasste die aktuelle Lage der Fischbestände in europäischen Gewässern zusammen: Im Nordostatlantik mit Nord- und Ostsee gibt es eindrucksvolle Bewirtschaftungserfolge. Viele Bestände werden auf dem Niveau des höchstmöglichen nachhaltigen Dauerertrages befischt. Die politischen Ziele der Fischereireform sind vielfach erreicht. Die Lage im Mittelmeer bezeichnete sie demgegenüber als "furchtbar".

Der führende ICES-Wissenschaftler Eskild Kirkegaard gab einen Überblick über die aktuelle Lage und die Trends der letzten Jahre im Nordostatlantik. Die fischereiliche Sterblichkeit hat einen rückläufigen Trend, die Bewirtschaftungsmaßnahmen wurden umgesetzt. Die Bestände haben positiv auf die reduzierte Nutzung reagiert, und seit Jahren werden wachsende Trends in den Bestandsgrößen der meisten, kommerziell wichtigen Bestände beobachtet. Besonders erfreulich ist die Entwicklung beim Nordseekabeljau. Der Wiederaufbau dieses Bestandes ist seit 15 Jahren eines der Hauptziele des Fischereimanagements. Nach den vorliegenden Daten ist das angestrebte Ziel der Nachhaltigkeit fast erreicht. Das Konzept des schrittweisen Wiederaufbaus mit Rücksicht auf die Wirtschaftsstrukturen hat sich dabei bewährt. Der nördliche Seehecht und der Schellfisch sind in gutem Zustand. Dies gilt auch für die Nordseescholle, deren Bestand eine neue Rekordmarke überschritten hat. Die derzeitigen Probleme beim Ostseedorsch lassen den Schluss zu, dass jenseits der Fischerei noch andere Faktoren die Bestandsentwicklung beeinflussen.

Für das Mittelmeer zeichnete der Wissenschaftler Massimiliano Cardinale ein düsteres Bild. 86 Prozent der Bestände sind überfischt. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass der Fischereiaufwand sinkt und die fischereiliche Sterblichkeit zurückgeht. Des Weiteren deutet nichts auf eine Bestandserholung hin. In diesem Jahr wurde deutlich, dass dafür die Nicht-EU-Staaten nicht die alleinige Verantwortung tragen. Die Bestände, die ausschließlich von EU-Mittelmeerländern befischt werden, befinden sich nicht in einem besseren Zustand. Hier ist ein radikales Umschwenken im Fischereimanagement erforderlich, wenn das Reformziel einer nachhaltigen Bewirtschaftung bis 2020 erreicht werden soll. Einziger Lichtblick ist der Blauflossenthun. Sein Bestand wächst stark an. Es gab viel Nachwuchs, und einige Jahre einen maßvollen Fang, so dass wieder deutliche Quotensteigerungen möglich sind. Diese Art ist auch im Nordatlantik verbreitet. Sogar Norwegen hat eine Fangquote beantragt, weil dort immer mehr Thunfische vor der Küste erschienen sind. Cardinale möchte diese erfreuliche Entwicklung als Signal verstanden wissen, dass solche Erfolge auch bei anderen Arten möglich sind.

Der Ökonom Anton Paulrud gab eine Übersicht über die ökonomische Lage der Fischereibetriebe. Auch wenn es regional und in den Fischereisparten deutliche Unterschiede gibt, zeigen die Daten, dass sich die wirtschaftliche Lage im Zeitraum 2008 bis 2013 tendenziell verbessert hat. Es fehlen zwar noch aktuelle Daten und Frühindikatoren, aber die Absen-kung der Treibstoffkosten lässt auf weitere Verbesserungen im Laufe der Jahre 2014 und 2015 hoffen. Die Daten zeigen deutlich, dass die größeren Fahrzeuge generell bessere Ergebnisse bei Umsatz und Gewinn erzielten. Bei den kleinen, handwerklichen Familienbetrieben reichen die Erlöse in der Regel nicht aus, um das Betriebskapital zu erhalten.

Die abschließende Bewertung ergibt gute Ergebnisse und Perspektiven für den Nordostatlantik, Nordsee und Ostsee. Für die Nordeuropäer also ein Seminar der guten Nachrichten und politischen Erfolge.

Im Mittelmeer sind demgegenüber drastischen Maßnahmen erforderlich, um die europäischen Ziele zu erreichen. In der Diskussion sind die Einführung von Fangquoten und Langzeitmanagementplänen bis hin zur Verringerung der Flotten um 50 Prozent. Vorher ist allerdings eine bessere Analyse von historischen Daten erforderlich, um die Maßnahmen justieren zu können. Unstrittig ist, dass die vorhandenen Bestände ihr Potenzial zum Wiederaufbau noch nicht eingebüßt haben. Bewirtschaftungserfolge sind also auch im Mittelmeer möglich. Die Daten zu den einzelnen Beständen sind unter latest advice auf der Homepage des ICES verfügbar.

PM Deutscher Fischerei-Verband, weitere Informationen unter www.deutscher-fischerei-verband.de


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