Projekt „CLEAN“ sorgt für saubere Gewässer weltweit!

Organismen wie Algen und Seepocken haften sich an Schiffsrümpfe und vermehren sich. Die Konsequenz: Das Schiff gleitet mit höherem Widerstand durch das Wasser – und das kostet mehr Energie. Doch gibt es Rumpfbeschichtungen, die einen Bewuchs verhindern? Wie können Schiffsrümpfe für die Umwelt und den Menschen unbedenklich gereinigt werden, ohne dabei die Beschichtung zu beschädigen?

Im Interview berichtet Dr. Burkard Watermann von LimnoMar (Labor für limnische, marine Forschung und vergleichende Pathologie) über das von der DBU geförderte Projekt „CLEAN“ und erklärt, warum bewuchsfreie Schiffsrümpfe wichtig sind und welche Auswirkungen und aktuellen Entwicklungen es in diesem Bereich gibt.

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Warum sind bewuchsfreie Schiffsrümpfe so wichtig?
Dr. Watermann: Bewuchsfreie Rümpfe waren immer schon wichtig für die Geschwindigkeitserhaltung und Manövrierfähigkeit eines Schiffes. In den letzten Jahren sind wesentliche neue Elemente hinzugekommen. Durch einen glatten Rumpf können Treibstoff gespart und somit gasförmige Emissionen vermindert werden. Dieses wird durch die Klimakatstrophe immer wichtiger. Zudem kann durch einen glatten, bewuchsfreien Rumpf die Verschleppung von Organismen verhindert werden, die in ihren neuen Lebensräumen schweren Schaden anrichten und heimische Arten bedrohen können.

Welche Lösungsansätze werden in der Branche verfolgt und wie verbreitet sind diese?
Dr. Watermann: Aktuell sind ungefähr 95 Prozent aller Schiffe und Boote mit biozidhaltigen Beschichtungen ausgerüstet, die sich auflösen sollen, um ihre Wirkung zu entfalten. So kommt es zu einem kontinuierlichen Eintrag von Bioziden und Beschichtungspartikeln, also Mikroplastik. In diesen Partikeln sind eine Reihe weiterer Schadstoffe enthalten, die die Gewässer belasten. Da diese Praxis zunehmend in die Kritik gerät, versuchen zahlreiche Hersteller von Beschichtungsstoffen und Reeder, umweltfreundlichere und effektive Lösungen zu finden.

Wie sehen Sie hier das Spannungsfeld „Nachhaltigkeitsbestrebungen vs. Wirtschaftlichkeit“ – national und international?
Dr. Watermann: Die maritime Wirtschaft und vor allem die globale Schifffahrt sind zu Nachhaltigkeit über die Reduktionsvorgaben ihrer Emissionen verpflichtet. Wie erwähnt, trifft bei einem glatten Rumpf Nachhaltigkeit auf Wirtschaftlichkeit: Treibstoffersparnis reduziert Emissionen und operative Kosten. Doch die aktuelle Praxis der Bewuchsverhinderung ist nicht nachhaltig und schädigt zur Erzielung eines glatten Rumpfes die Gewässer. Dieses gilt national wie international, zudem ist die Schifffahrt sowohl in den Binnengewässern als auch auf den Meeren grenzüberschreitend. Durch Ausflaggung werden nicht nur Kosten gespart, sondern auch umweltrelevante Auflagen umgangen. Klare nationale und europäische Vorgaben haben aber immer internationale Auswirkungen, wie beispielsweise damals das Verbot von Tributylzinn (TBT) für Schiffe zeigte, die EU-Häfen anlaufen wollten. Daher entstehen über nationale Regelungen, zum Beispiel in Vorgaben für Auflagen zur Rumpfreinigung in deutschen Häfen, internationale Effekte. Dies bedeutet, dass nicht gewartet werden muss, bis ein umweltfreundliches Bewuchs-Management global vereinbart ist, sondern durch nationale Regelungen weitreichende Effekte zur Erholung des Klimas und der Gewässer erzielt werden können.

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Was macht Ihren Ansatz – die proaktive Reinigung – so besonders?
Dr. Watermann: Biozidhaltige, sich auflösende Antifouling-Beschichtungen müssen angeströmt werden, um zu wirken. Aktuell gibt es aber vor vielen Häfen einen regelrechten Stau von Schiffen, da durch die Pandemie ein großer Nachholbedarf an Gütern besteht, die über die Meere transportiert werden. In den Jahren zuvor traten häufig längere Liegezeiten durch das Fehlen von Ladung und ein Überangebot an Frachtschiffen auf. Daher entwickelte sich eine regelrechte Industrie zur Unterwasser-Reinigung (UWR) von Schiffen. Dies geschah und geschieht immer noch ohne Auffangen des Bewuchses und der Beschichtungspartikel mit all ihren Schadstoffen. Internationale Reedereivereinigungen und die internationale Schifffahrtsorganisation IMO versuchen daher, bessere Standards und Techniken zu empfehlen.

Wir haben aus dieser globalen Praxis in der Schifffahrt den Schluss gezogen, die Reinigungspraxis aufzugreifen, die bestmögliche Technik einzusetzen, aber eine vorsorgende Bewuchsschutz-Strategie der proaktiven Reinigung auf biozidfreien Hartbeschichtungen zu entwickeln. Durch eine proaktive Reinigung, regelmäßig schon im frühen Zustand der Bewuchsbildung, wird ein glatter Rumpf auf harten Beschichtungen, eine Treibstoffersparnis und Emissionsminderung erreicht, keine Organsimen verschleppt und keine Schadstoffe freigesetzt. Wir konnten zeigen, dass Fährredereien in der Ostsee diese Art des Bewuchs-Managements schon praktizieren, und hoffen, diese Praxis durch eine entsprechende Genehmigung in deutschen Seehäfen weiter zu verbreiten.

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(Quelle DBU)

Weitere Informationen unter www.dbu.de.

 

 


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