Verbundprojekt zu Klimawandelanpassungen
Der Anstieg des Meeresspiegels, stärkere Stürme, häufigere und höhere Sturmfluten – der Klimawandel wird den Küstenschutz in den kommenden Jahrzehnten vor große Herausforderungen stellen. Diesem Thema widmet sich das EU-Verbundprojekt „HYDRALAB+ Adaptation for Climate Change“. Das Forschungszentrum Küste (FZK) als gemeinsame Einrichtung der Leibniz Universität Hannover und der Technischen Universität Braunschweig sowie das Ludwig-Franzius-Institut für Wasserbau, Ästuar- und Küsteningenieurwesen der Leibniz Universität sind maßgeblich beteiligt. HYDRALAB+ mit seiner Laufzeit von 2015 bis 2019 knüpft an vier erfolgreiche Vorgängerprojekte an (HYDRABLAB I-IV).
Seit 1997 konnte durch HYDRABLAB ein weltweit einzigartiges Netzwerk entstehen, das innovative Versuche zu Wellen und Seegang ermöglicht. Neben der Förderung von Forschungskooperationen zielt das Projekt darauf ab, europäischen Forschergruppen den Zugang zu einzigartigen hydraulischen Einrichtungen wie dem Großen Wellenkanal (GWK) des FZK zu ermöglichen. Neu dabei ist jetzt auch das Multidirektionale Wellenströmungsbecken des Ludwig-Franzius-Instituts. Externe Forschergruppen können sich für die Nutzung der Einrichtungen bewerben.
Sturmfluten und Monsterwellen im Labor: Das bietet der Große Wellenkanal in Marienwerder. Innerhalb von HYDRALAB abgeschlossene Versuche im GWK sollen neue Erkenntnisse zum Küstenschutz, etwa durch Ufermauern, liefern. Dafür wurde das Modell eines Sandstrandes mit einer Ufermauer aufgebaut. Die künstlich erzeugten Wellen konnten die Wirkung des Seegangs auf die Mauer und den Strand sowie den Wellenüberlauf auf die Strandpromenade in Sturmflutsituationen zeigen. „Bisherige Formeln haben viel zu niedrige Überlaufmengen prognostiziert“, erläutert Dr.-Ing. Stefan Schimmels vom FZK. Der Versuch hat unter anderem zum Ziel, zuverlässigere Vorhersagen der Überlaufmengen zu ermöglichen.
Ein Schwerpunkt bei HYDRALAB+, aber auch bei anderen Versuchen mit der Beteiligung des FZK, liegt auf sanften Küstenschutzmaßnahmen unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte. So befasst sich ein kürzlich gestartetes, vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur gefördertes Verbundprojekt von TU Braunschweig, Leibniz Universität Hannover und Hochschule Hannover mit der Wiederansiedlung von Seegraswiesen zum Küstenschutz. Im Projekt „SeaArt“ soll künstliches Seegras entwickelt werden, das bei der Wiederansiedlung von Seegraswiesen in der Nordsee eingesetzt werden kann. Seegras hat eine große Bedeutung als Ökosystem, weil es Sedimente stabilisiert, große Mengen an Nährstoffen filtert und einer der effizientesten Kohlenstoffspeicher des Meeres ist. Das künstliche Seegras soll die Anwuchsbedingungen für natürliches Seegras schaffen. „Der Clou ist, dass es sich anschließend wieder zersetzt und Raum für natürliches Seegras herstellt“, sagt Schimmels.