Erste Halophyten-Kläranlage geht in Betrieb
Trotz des sehr wechselhaften Aprilwetters mit unerwünschtem Schnee konnten die Bauarbeiten zur HaFF Halophyten-Kläranlage fristgerecht durchgeführt werden. Ziel der Anlage ist die Reinigung von nährstoffreichem, salzhaltigem Abwasser einer Zuchtanlage für tropische „Förde-Garnelen“. Bisher fehlten schlüssige Konzepte, Abwasser mariner Aquakulturanlagen effizient zu reinigen. Diese Lücke soll aber geschlossen werden, um der landgestützten Aquakultur eine größere Verbreitung zu ermöglichen. Landgestützte Aquakultur hat viele Vorteile, u.a. die größere Nähe zu den Verbrauchern, kürzere Transportwege oder bessere Tiergesundheit ohne Einsatz von Medikamenten.
Die erste Halophyten-Kläranlage Deutschlands entspricht nicht nur den aktuellsten internationalen Standards zu Planung, Bau und Betrieb von Pflanzenkläranlagen, sondern es wurden auch alle Empfehlungen des erst kürzlich in Kraft getretenen Merkblatts M 777 zur Reinigung von Abwässern aus der Aquakultur integriert. Zur Verfügung standen 140 m² Baufläche, die innerhalb von wenigen Wochen unter der Bauleitung von N.A.T. in ein Vorzeigeprojekt der Blauen Bioökonomie verwandelt wurden.
Zunächst erfolgte der Bau des am tiefsten gelegenen Beetes (Horizontalfilter) sowie der Rücklaufleitung und des Ablaufschachtes samt Anschluss an die vorhandene Ablaufleitung. Schwierigkeiten ergaben sich durch verschiedene „Altleitungen“ im Untergrund, die verlegt bzw. entfernt werden mussten. In der Woche nach Ostern wurde die gesamte Baustelle durch die Fehlfunktion eines Sensors des nahegelegenen Seewassertanks überflutet. Doch auch dieses Hindernis wurde mit Bravour überwunden.
Im zweiten Schritt erfolgte der Bau des ersten Vertikalfilters, welcher mit künstlicher Belüftung ausgestattet ist. Darunter ist die Zufuhr von Luftsauerstoff in ein System von Belüftungsleitungen mittels eines Kompressors zu verstehen. Auch der Horizontalfilter kann künstlich belüftet werden. Als drittes erfolgte der Bau des zweiten Vertikalfilters. Dieser erhält keine künstliche Belüftung. Das Abwasser der Garnlenzuchtanlage wird zunächst über einen sogenannten Wirbelstrom-Separator geleitet. Hier erfolgt die Abtrennung von Schlammanteilen aus dem Abwasser. Das weitgehend feststofffreie Abwasser gelangt in einen großen Betonschacht, der zentral vor den beiden Vertikalfilter-Beeten angeordnet wurde. Von hier wird das Abwasser zeitgesteuert auf die beiden Vertikalfilter gepumpt. Ein Ziel der begleitenden Untersuchungen wird es sein, die Leistungsfähigkeit der beiden Vertikalfilter in Bezug auf die Abwasserreinigung zu vergleichen.
Am 11. Mai wurden Halophyten wie Strandsimse (Bolboschoenus maritimus) oder Strand-Aster (Tripolium pannonicum) in die fertiggestellten Beete gepflanzt, so dass einer effizienten und nachhaltigen Reinigung der Garnelen-Abwässer nichts mehr im Weg steht. Vegetation ist das Bindeglied zwischen allen HaFF-Bereichen. Ob die Kultivierung von schmackhaftem Meerkohl als neue Komponente der Kieler Meeresfarm, schwimmende Kräutergärten mit Stand-Aster betreut von EUCC-D oder Strandsimsen als „Saugschwämme“ für überschüssige Nährstoffe – salztolerante Pflanzen sind wahre Multitalente!
Das Projekt HaFF wird von CRM koordiniert und wissenschaftlich begleitet und ist Teil des vom BMBF-geförderten Innovationsraums "Bioökonomie auf Marinen Standorten".
Fotos: Martina Mühl, CRM, Bert Wecker, Förde Garnelen, Ulf-Henning Schauser, N.A.T., Svenja Karstens EUCC-D